Die Geschichte dieser von menschlicher Ingenieurskunst erschaffenen Teiche reicht bis in die phönizische Epoche zurück; schon seit damals gehören sie mit ihrem mehrfarbig schillernden Wasserspiegel zu den wichtigsten Pfeilern der traditionellen Wirtschaft der großen Pityusen-Insel. Sie Salinenbecken befinden sich im Herzen der gleichnamigen Naturparks und stellen ein natürliches Habitat für eine Vielzahl von Pflanzen- und Vogelarten dar. In dieser einzigartigen Umgebung erwarten den Besucher jede Menge sehenswerte Ziele.
Den Rundweg Sa Sal Rossa kann man an jedem der ausgewiesenen Punkte beginnen. In unserem Fall starten wir an der Kirche von Sant Francesc de s’Estany und wandern bis zum Strand Playa d’en Bossa, wo wir den Rückweg zum Ausgangspunkt antreten.
Die charmante kleine Kirche aus dem 18. Jahrhundert mit ihren weißgetünchten Mauern und der markanten Silhouette prägt den winzigen Ortskern von Sant Francesc. Im angrenzenden Pfarrhaus befindet sich das Interpretationszentrum von Ses Salines, wo Besucher mit Hilfe von Fotos, Projektionen und Utensilien in die Geschichte der Salzgewinnung eintauchen und mehr über die natürlichen und kulturellen Schätze des Ortes erfahren können.
Gegenüber der Kirche, gleich neben einer Skulptur des Künstlers Pedro Hormigo zu Ehren der hart arbeitenden Salinenarbeiter, salineros genannt, befindet sich ein Aussichtspunkt für die Vogelbeobachtung, die es uns erlaubt, die vielfältige Vogelwelt des Feuchtgebietes zu entdecken. Eine zweite solche Plattform befindet sich nur ca. 300 m entfernt, wenn wir einem breiteren Weg, dem Can Blai, folgen, der im Nordwesten an die Teiche grenzt.
Hier kann man inmitten der Stille einige der mehr als 200 im Naturpark heimischen Vogelarten dabei beobachten, wie sie auf die Suche nach Nahrung oder einem Unterschlupf gehen. Flamingos, Störche, Regenpfeifer, Strandläufer, Säbelschnäbler, Stockenten, Reiher, Kiebitze, Jungadler, Kormorane, Krickenten und viele mehr gibt es hier zu bestaunen – da kommen erfahrene Vogelkenner und Laien gleichermaßen auf ihre Kosten. Auch die Pflanzenwelt hat mit ihren einheimischen Arten, die sich an die hiesige Umwelt angepasst haben, einiges zu bieten. Am präsentesten sind Schilfpflanzen, Sadebäume und Pinien, die vor allem auf den sanften Hügeln wachsen, doch auch die kleinen und mittelgroßen Pflanzenarten spielen eine wichtige Rolle und tragen zum herausragenden ökologischen Wert der Landschaft bei.
Wir begeben uns nun wieder zur Kirche zurück, überqueren die Landstraße und nehmen den Weg, der entlang eines Kanals nördlich in Richtung Playa d’en Bossa verläuft. Dieser Streckenabschnitt führt uns zu geschichtsträchtigen Orten wie der Höhle, in der im Jahr 1936 der Dichter Rafael Alberti und seine Frau für drei Wochen Zuflucht fanden, als sie vom Ausbruch des Spanischen Bürgerkriegs überrascht wurden. Eine beschriftete Metallplatte erinnert an den genauen Ort.
Nicht weit entfernt befindet sich der Wachturm von Sal Rossa, ein Beispiel für die Verteidigungsbauten aus dem 18. Jahrhundert, die in einem Zeitalter häufiger Plünderungen durch Piraten und Berber für die Sicherheit an der pityusischen Küste sorgen sollten. Der Turm erhebt sich auf einem kleinen Landvorsprung, der den Strand Playa d’en Bossa von einer kleinen Bucht namens La Xanga trennt.
In dieser Bucht befand sich zur Zeit der Phönizier ein äußerst bedeutsames Wirtschaftszentrum. Während der Römerzeit wurde in den Gewässern nach Purpurschnecken (lat. murex) gefischt, aus deren zerkleinerten Schalen der begehrte Purpurfarbstoff gewonnen wurde. Im 16. Jahrhundert wurde auf den Felsen der Bucht ein großer Anleger für Handelsschiffe gebaut, wo zunächst Salz verschifft wurde, wie schon zur punisch-phönizischen Zeit. Hinzu kam später ein sog. Almadraba-Thunfischbecken. Die Fische wurden direkt vor Ort weiterverarbeitet und in Salz eingelegt. Von all diesen Anlagen sind heute noch Überreste zu sehen. Tatsächlich können Besucher an einem gepflasterten Weg an dem rund 250 m² großen historischen Salzumschlagplatz die freigelegten Überreste der Industrieanlagen erkennen, die vom ungezügelten wirtschaftlichen Eifer der Phönizier zeugen. Erhalten geblieben sind unter anderem die originalen Süßwasserzisternen, die uns in eine Zeit zurückversetzen, in der die natürlichen Ressourcen die Grundlage jeglichen Handels darstellten.